Nachdem ich meine letzte Vorlesung für diese Woche besucht hatte, machte ich mich auf den Weg in ein Café, um den Tag ausklingen zu lassen. Erfreulicherweise musste ich feststellen, dass ich kein Verlangen nach Blut hatte, obwohl ich heute morgen mir das letzte Mal einen Blutbeutel gegönnt hatte und dies schon einige Stunden her war.
Jetzt, da wir endlich auf's College gingen, schien es mir so, als hätte ich meine Vergangenheit und somit meine Probleme hinter mir gelassen. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten auf dem Campus, konnte ich mich richtig auf das Studium konzentrieren. Natürlich ich war ein Vampir und würde wahrscheinlich noch des Öfteren auf die Uni gehen, jedoch war es für mich das erste Mal und ich wollte diese Erfahrung als möglichst normaler junger Erwachsener erleben.
Das Café befand sich zu Fuß ca. 5 Minuten weg vom Campus, weshalb ich gemächlich den Fußweg entlang ging, bevor ich das kleine Gebäude betrat. Caroline und ich hatten dies vor einigen Wochen entdeckt und seitdem ist es sozusagen mein Lieblingscafé geworden. Mit einem Lächeln im Gesicht bestellte ich bei der freundlichen Kassiererin mein Getränk, welches sie mir, nachdem ich sie bezahlt hatte, überreichte. Kurzerhand setzte ich mich nach draußen auf einen Stuhl und schlürfte an meinem Kaffee.

Ich war in Gedanken bei Damon, der Weile ich immer mal wieder einen Schluck von meinem heißen Getränk nahm und mit der Stiefelspitze Kreise auf den Boden malte. Er machte mich glücklich. Allgemein war ich zur Zeit sehr ausgeglichen, obwohl ich zu geben musste, dass das Studium anstrengender war, als ich dachte. Meine Zeit bestand darin, Vorlesungen zu besuchen, mit Damon zu telefonieren und ab und zu noch etwas mit meinen Freundinnen zu machen. Außerdem schrieb ich auch wieder regelmäßig Tagebuch, was in den letzten Monaten etwas zu kurz geraten war. Vorgestern hatte ich auch mal wieder mein altes Tagebuch in die Finger bekommen und mir einige Einträge durchgelesen. Die meisten hatten von Stefan gehandelt. Von der Zeit, in der ich von all den übernatürlichen Wesen erfuhren hatte und als ich mich in Stefan verliebt hatte.
Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich plötzlich eine Stimme vernahm. Ich war so in Gedanken gewesen, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, dass sich meine blonde Freundin zu mir gesetzt hatte. Schnell lächelte ich sie an und musterte sie kurz.
"Oh, hey, Care!" meinte ich und nippte nochmals kurz an meinem Kaffee, bevor ich ihn auf einen Tisch abstellte. Prüfend flog mein Blick über Caroline. Wir kannten uns schon sehr lange, weshalb ich wusste, wenn etwas bei ihr nicht stimmte.
"Wie geht es dir? Wir haben uns lange nicht mehr gesprochen." Obwohl ich versuchte, den Kontakt zu meinen Freunden aufrechtzuerhalten, musste ich zu geben, dass wir lange nicht mehr ausführlich miteinander gesprochen hatten, so wie früher.

Ich nickte leicht und lächelte. Das Gute war, ich wusste, dass es sich nicht um irgendwas Übernatürliches handelte, weshalb Caroline in Gedanken war, da ich in alles eingeweiht war und darauf bestand, informiert zu sein. Es musste sich um etwas 'Normales' handeln und dies freute mich sehr. Endlich schafften wir es, wenigstens so zu tun, als wären wir Menschen mit menschlichen Problemen.
"Mir geht es fabelhaft." meinte ich auf ihre Frage hin und nickte wieder.
Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch. Das sie um den heißen Brei herumredete, merkte ich natürlich sofort und dies gefiel mir nicht ganz so sehr. Früher waren wir immer offen und ehrlich zu einander, hatten uns alles erzählt. Leider musste ich zu geben, dass ich selber nicht immer ehrlich zu ihr war.
"Okay.. Willst du mir vielleicht davon erzählen?" Ein warmes Lächeln umspielte meine Lippen, der Weile ich sie neugierig beobachtete. "So wie früher?" fügte ich noch hinzu. Die Erinnerung an unsere 'Sleepover-Parties' kam hoch. Damals saßen Bonnie, Caroline und ich die ganze Nacht lang auf dem Bett und hatten über alles mögliche geredet. Zum Beispiel, welcher Junge aus unserer Klasse sich denn am Meisten über die Sommerferien verändert hatte und wen wir den am hübschesten fanden.
Noch immer lächelte ich sie an und wartete darauf, dass sie mir endlich erzählte, was ihr denn auf der Seele lag.

Ich strahlte über das ganze Gesicht, als sie mir erzählte, dass sie für jemanden Gefühle entwickelte. Nach der Sache mit Tyler und was auch immer zwischen ihr und Klaus gelaufen war, wünschte ich ihr wirklich, endlich jemanden Vernünftigen zu finden und glücklich zu werden, so wie ich es war. Die Situation, die sie mir beschrieb, erinnerte mich so leicht an meine und Damons Geschichte. Schließlich wollte ich am Anfang nichts mit ihm zu tun haben, da er wirklich grausame Dinge angestellt hatte, jedoch hatte ich es ja geschafft, hinter die Maske des 'großen bösen Vampirs' zu schauen.
Ich nahm meinen Kaffee wieder in die Hand und nippte daran, der Weile ich mir eine Antwort für sie zurechtlegte. Als ich gerade meinen Mund aufmachte, um ihr zu sagen, dass sie, trotz das sie es nicht durfte, zu ihren Gefühlen stehen sollte, verriet sie mir seinen Namen. Stefan. Wie erstarrt blieb ich sitzen, meinen Mund immer noch offen für eine Antwort, blickte ich Caroline an, der Weile ich die Information verarbeitete. Sie empfand etwas für Stefan? Stefan. Stefan. Stefan.
"Ich.." fing ich an, wusste jedoch nicht, was ich ihr sagen sollte. Wie konnte das möglich sein? Ich meine, klar, ich hatte mit Stefan abgeschlossen und mich endgültig für Damon entschieden, aber- Wie? Ich kam darauf nicht klar und konnte damit nichts anfangen. Mein Magen zog sich zusammen und ich versuchte, eine neutrale Maske aufzusetzen, bevor ich mich zu einem Lächeln zwang.
"Care, das ist.. Wow." waren die ersten Worte, die mir einfielen. "Das ist klasse. Ich meine, ich hab mit Stefan abgeschlossen und er ist echt ein super Typ und ich würde mich für euch Beide freuen, wenn ihr glücklich werdet." Einfach nur gelogene Worte aus meinem Mund. Natürlich, ich wollte, dass Beide glücklich wurden, aber zusammen?